The Green Team: Wettkampf in der kalifornischen Wüste
Kaliforniens neue Helden

Sie kämpfen, schwitzen, lachen und weinen: In der Wüste Kaliforniens gehen Awena, Grace und Soizic bis an ihre Grenzen – und darüber hinaus. Bei über 30 Grad laufen sie durch die Wüste, liefern sich Kanu-Rennen und kämpfen auf ihren Mountainbikes gegen Sturm und Sand. Das extreme Klima zehrt an ihren Kräften. Die Dürre hat das Land fest im Griff, die Auswirkungen des Klimawandels sind allgegenwärtig. Mit cleveren Ideen wollen die Kalifornier ihr Land bewahren.

Soizic, Awena und Grace (v. l. n. r.) treten in der kalifornischen Wüste an. Die Laufstrecke führt durch eine einzigartige Landschaft. (© Photos Raid Amazones)

28 Kilometer Mountainbike-Rennen – für die Sportlerinnen ein anstrengender Kampf gegen Sand, Kaktusnadeln und steinige Kurven. (© Photos Raid Amazones)

Auf dem Salton Sea, Kaliforniens größtem See, stehen 15 Kilometer Kanu-Parcours auf dem Programm. (© Photos Raid Amazones)

Die Amazonen unterstützen sich gegenseitig und feiern die drei Kanu-Anfängerinnen aus Nantes. (© Photos Raid Amazones)

Als Team 71 genießen Grace, Soizic und Awena ihr Abenteuer. (© Photos Raid Amazones)

Die Einwohner kennen die besonderen Herausforderungen Kaliforniens besser als jeder andere. Sie erleben die Folgen des Klimawandels täglich: Der Boden ist extrem trocken, Grünanlagen verdorren, die Bewohner werden zum Wassersparen angehalten. Zugleich sind die Menschen in der Region kreativ: Immer wieder setzen sie mit neuen Klimaschutzprojekten Entscheider unter Druck und zeigen, wie jeder Einzelne helfen kann, Kalifornien zu schützen.

Vorbilder vor Ort

GRACE – Forscher nehmen Maß

Was verursacht anhaltende Dürren? Und wie lange reicht das Grundwasser noch aus? Diese Fragen treiben den Wasserforscher Jay Famiglietti an. Aktuell untersucht er für die NASA, wie sich die Wasserreserven der Erde verändern. Vor allem seine Heimat Kalifornien macht Famiglietti Sorgen. (Foto: Riley Kern)

GRACE – Forscher nehmen Maß

Der Mensch

Jay Famiglietti lebt für seine Wissenschaft, seit mehr als 25 Jahren erforscht er den Klimawandel und untersucht, wie er sich auf den Wasserkreislauf und die Grundwasserreserven auswirkt. „Wir halten Wasser für selbstverständlich, dabei ist es lebensnotwendig.“ Der gefragte Wissenschaftler ist Chef-Hydrologe des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. Das Labor baut Satelliten für die US-Raumfahrtbehörde, Famiglietti und sein Team werten ihre Daten aus. An der UCI University of California, Irvine lehrt er und möchte seine Studenten für die Hydrologie, die Wissenschaft vom Wasser auf der Erdoberfläche, begeistern.

Das Projekt

Famiglietti und sein Team spüren Wasservorkommen auf der Erde auf und verfolgen, wie sie sich verändern. Derzeit werten sie Daten des Gravity Recovery and Climate Experiments (GRACE) aus, einer Mission der NASA mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „GRACE funktioniert wie eine Skala in der Atmosphäre, mit der wir die Zu- und Abnahmen von Wasservorkommen überall auf der Welt messen können“, erklärt Famiglietti. Mit ihrer Hilfe will seine Forschergruppe herausfinden, wie dick die Schneedecken sind, und nachvollziehen, in welchem Tempo Gletscher und Pole schmelzen.

Die Ziele

Noch immer leugnen viele Menschen den Klimawandel, gerade in den USA. Famiglietti will sie aufrütteln und ihnen die Folgen der Erderwärmung verdeutlichen. „Mein Ziel ist es zu verstehen, wie Klimawandel und Bevölkerungswachstum sich auf das verfügbare Trinkwasser auswirken“, erklärt Famiglietti. „Kalifornien leidet wie viele andere große Anbauregionen auf der Welt unter chronischer Wasserknappheit: Es ist längst nicht mehr so viel Wasser verfügbar, wie wir benötigen.“ Mit den Ergebnissen seiner NASA-Forschung will er Politiker und Entscheider überzeugen, mehr für den Schutz der Wasservorkommen zu tun.

Die Ergebnisse

Erste Resultate der Untersuchungen: Seit 2011 verlieren die kalifornischen Flussbecken jedes Jahr 15 Kubikkilometer Wasser, mehr, als die Bürger der Region jährlich verbrauchen. Zwei Drittel des Verlusts sind auf sinkende Grundwasserspiegel zurückzuführen. Die Schneedecke auf der Sierra Nevada ist so dünn wie seit 500 Jahren nicht mehr. Der Grundwasserpegel liegt auf einem neuen Tiefpunkt und sinkt weiter ab – um bis zu fünf Zentimeter pro Monat. „Unsere Arbeit zeichnet ein beunruhigendes Bild einer Zukunft, in der der Wettbewerb um Trinkwasser härter wird“, so das vorläufige Fazit Famigliettis.

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Cash for Grass – das neue Grün

Saftiger grüner Rasen mitten in der Wüste Nevadas: John J. Entsminger kann diesen Anblick nicht mehr ertragen. Seine gemeinnützige Organisation belohnt jeden mit bis zu 300.000 US-Dollar im Jahr, der seinen Rasen durch Wüstenpflanzen ersetzt – und so deutlich weniger Wasser verbraucht. (Foto: Southern Nevada Water Authority)

Cash for Grass – das neue Grün

Der Mensch

John J. Entsminger ist Wasserschützer durch und durch: 1999 hat er Cash for Grass in Südnevada ins Leben gerufen. Der Jurist wirbt für einen sparsamen Umgang mit Wasser in der Wüstenregion und hat ein internationales Abkommen zum Schutz des Lake Mead mitentwickelt. Er berät die Southern Nevada Water Authority als Rechtsbeistand. Seit 2014 leitet er die gemeinnützige Organisation. Mit ihren fortschrittlichen Wassersparprogrammen gehört sie zu den Vorreitern, mittlerweile haben viele Städte im trockenen Westen der USA das Projekt „Cash for Grass“ übernommen.

Das Projekt

Die Southern Nevada Water Authority hat Grünflächen den Kampf angesagt: Sie zahlt Haushalten und Unternehmen mehr als 20 Dollar pro Quadratmeter, wenn sie sich von ihrem saftig grünen Rasen trennen. Statt der durstigen Gräser und Blumen wollen Entsminger und seine Mitarbeiter mehr heimische Wüstenpflanzen sehen: Sie geben den Teilnehmern Tipps für alternative Bepflanzung, zeigen ihnen Mustergärten und zeichnen regelmäßig die schönsten Gartenlandschaften aus.

Die Ziele

Las Vegas steht für Überfluss. Prächtige Gärten gehören zur Wüstenmetropole wie Black Jack und Roulette. Doch das satte Grün lässt den Wasserbedarf in die Höhe schnellen. Jeder Quadratmeter Rasen schluckt im Jahr mehr als 1.100 Liter. Zum Vergleich: Vier Quadratmeter zu sprengen, verbraucht jedes Mal so viel Wasser wie eine Dusche. Entsmingers Organisation konnte das nicht weiter mit ansehen und wirbt für heimische Wüstenpflanzen. „Unter dürreverträglichen Landschaften stellen sich die Menschen oft Western-Kulissen vor“, erklärt Entsminger. „Wir wollen zeigen, dass auch wassersparende Bepflanzung gut aussehen kann.“

Die Ergebnisse

„Die Einwohner und lokalen Geschäfte von Südnevada sind die wahren Klimahelden“, erklärt Entsminger. Denn seit Cash for Grass gestartet ist, haben sich bereits 48.000 Haushalte beteiligt und mehr als 17 Quadratkilometer Rasen ersetzt – eine Fläche fünfmal so groß wie der New Yorker Central Park. Dadurch wurden im vergangenen Jahr 37 Milliarden Liter Wasser eingespart – etwa so viel, wie die Einwohner von Frankfurt am Main im Jahr verbrauchen. Bis 2035 will die Southern Nevada Water Authority den Wasserverbrauch in Las Vegas um 60 Prozent reduzieren – 37 Prozent sind bereits geschafft.

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Shade Balls – Schutz fürs Wasser

Ein riesiges Bällebad soll den größten Wasserspeicher von Los Angeles vor dem Austrocknen bewahren. Auf dem Wasser des Sylmar-Reservoirs sammeln sich Millionen Shade Balls – apfelgroße schwarze Bälle, die die gesamte Oberfläche bedecken. (Foto: Flickr / Eric Garcetti / CC BY 2.0)

Shade Balls – Schutz fürs Wasser

Der Mensch

Seit 2013 vertritt er die Interessen der Hollywood-Stars: Eric Garcetti ist der erste jüdische und mit 45 Jahren der jüngste Bürgermeister von Los Angeles. Der Politiker engagiert sich für den Umweltschutz und fordert die Bürger seiner Stadt zum Energie- und Wassersparen auf. Im August 2015 durfte er die letzten 20.000 Shade Balls in das Sylmar-Reservoir ablassen. „Mitten in der historischen Dürre Kaliforniens bedarf es mutiger Ideen, um unser Trinkwasser zu schützen“, erklärt Garcetti. Seine Familie lebt bereits in der vierten Generation in Los Angeles. Mit seiner Frau hat er sieben Kinder.

Das Projekt

Insgesamt 96 Millionen Shade Balls wurden in das Sylmar-Reservoir eingelassen – eine Kette aus allen Bällen würde von Los Angeles bis Prag reichen. Die hohlen schwarzen Kugeln sind mit Wasser gefüllt, damit sie nicht wegwehen. Sie bestehen aus Polyethylen, der Kontakt mit Trinkwasser ist somit ungefährlich. Im Wasser halten die Schattenbälle zehn Jahre, danach werden sie recycelt. Als Vorbild dienten „Bird Balls“, die Vögel von Gewässern an Flughäfen fernhalten. Die Idee, sie umzufunktionieren, stammt von einem pensionierten Biologen. Zwischen 2008 und 2012 probierte die Stadt die Technik bereits in drei kleineren Reservoirs aus.

Die Ziele

„Shade Balls“ sollen Wasserspeicher vor Sonnenstrahlen schützen und so verhindern, dass kostbares Trinkwasser verdunstet. Außerdem beugen sie Verschmutzung durch Algen, Tiere oder Müll vor.

Die Ergebnisse

Im riesigen Sylmar-Reservoir bewahren die Shade Balls jährlich 1,2 Milliarden Liter Wasser vor dem Verdunsten – etwa so viel, wie in 480 olympische Schwimmbecken passt. „Das sind mehr als eine Milliarde Liter, um die Dürre zu bekämpfen“, lobt Bürgermeister Garcetti. Außerdem verhindern die Bälle, dass sich schädliche Stoffe im Wasser bilden. „Die Shade Balls wirken genau so, wie wir es geplant haben“, so das Fazit der Abwasserbehörde. Mit den kleinen Bällen konnte Los Angeles auch noch Geld sparen: Insgesamt kostete das Projekt 34,5 Millionen Dollar. Das Reservoir mit Planen abzudecken, hätte mindestens 250 Millionen Dollar mehr gekostet.

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Fotos: ©Raid Amazones